Lissabon: Wo die Tram rattert und der Fado klingt
Ein Streifzug durch Lissabons Hügel, Gassen und Aussichtspunkte – eine Stadt voller Charme, Melancholie und Lebensfreude.

Lissabon hat einfach dieses gewisse Etwas. Diese Stadt auf sieben Hügeln am Tejo versprüht einen Charme, der einen sofort packt. Es ist eine Mischung aus einer leicht verblichenen, nostalgischen Schönheit, die an vergangene glorreiche Zeiten erinnert, und einer unglaublich lebendigen, kreativen Energie, die man heute überall spürt. Das ständige Auf und Ab auf den Kopfsteinpflasterstraßen gehört genauso dazu wie die Aussicht von einem der vielen Miradouros oder die Klänge des Fado, die abends aus irgendeiner Bar dringen.
Das Herz Lissabons schlägt in seinen Vierteln. Am faszinierendsten ist wohl Alfama, die alte maurische Oberstadt. Hier verirrt man sich gerne im Labyrinth der engen, steilen Gassen, vorbei an pastellfarbenen Häusern, an denen oft Wäsche zum Trocknen hängt. Katzen dösen in der Sonne, und hinter unscheinbaren Türen verbergen sich kleine Läden oder Tascas, wo abends der melancholische Fado gesungen wird. Ein starker Kontrast dazu ist das Bairro Alto: Tagsüber wirkt es fast ruhig, aber sobald die Sonne untergeht, verwandeln sich die Gassen in eine einzige riesige Freiluftbar, in der sich Einheimische und Touristen tummeln. Eleganter und geschäftiger geht es im angrenzenden Chiado zu, mit seinen Theatern, Buchläden und dem berühmten Café 'A Brasileira'. Und natürlich Belém am Tejo, der Ort, von dem die portugiesischen Entdecker starteten, voller monumentaler Zeugnisse dieser Zeit.
Architektonisch spiegelt Lissabon seine Geschichte wider. In Belém sind das Hieronymuskloster, ein unglaublich detailreiches Meisterwerk der Manuelinik (Portugals eigener Spätgotik-Stil), und der nahegelegene Turm von Belém absolute Pflichttermine. Beide erinnern an das Goldene Zeitalter der Entdeckungen. Der riesige Praça do Comércio, der sich zum Tejo hin öffnet, war einst das Tor zur Stadt für ankommende Schiffe. Aber Lissabon kann auch modern: Das MAAT (Museum für Kunst, Architektur und Technologie) am Ufer beeindruckt mit seiner futuristischen, geschwungenen Form, und der Park der Nationen, das ehemalige Expo-Gelände, zeigt zeitgenössische Architektur und beherbergt die lange Vasco-da-Gama-Brücke.
Kulinarisch kommt man an den Pastéis de Nata nicht vorbei. Diese warmen, cremigen Puddingtörtchen sind pures Glück. Die angeblich besten gibt es bei 'Pastéis de Belém', wo das Originalrezept gehütet wird – die Schlange davor ist oft lang, aber es lohnt sich. Wer einen Überblick über die portugiesische Küche gewinnen will, ist im Time Out Market gut aufgehoben. In dieser modernen Markthalle findet man Stände von vielen guten Lissabonner Restaurants und kann sich durch Bacalhau (Stockfisch), Meeresfrüchte, Prego (Steaksandwich) und vieles mehr probieren. Ein kleines, authentisches Erlebnis ist auch ein Stopp in einer der winzigen Bars, die Ginjinha, einen süßen Kirschlikör, ausschenken – oft in einem Schokobecher.
Lissabon ist eine Stadt der Ausblicke. Dank der vielen Hügel gibt es überall Miradouros, von denen man fantastische Panoramen genießen kann. Beliebte Treffpunkte, besonders zum Sonnenuntergang, sind der Miradouro de Santa Catarina ('Adamastor') mit Blick über den Tejo zur Brücke des 25. April und der Miradouro da Graça. Einen tollen Überblick über die Burg São Jorge und die Unterstadt bietet der Miradouro de São Pedro de Alcântara. Für den klassischen Blick über die roten Dächer von Alfama sind der Miradouro das Portas do Sol und der etwas intimere Miradouro de Santa Luzia (mit seinen Bougainvillea-Pergolen und Azulejo-Kacheln) perfekt.
Neben all der Geschichte hat Lissabon auch eine sehr lebendige, junge und kreative Seite. Das merkt man zum Beispiel in der LX Factory, einem umgenutzten Fabrikgelände unter der Tejo-Brücke. Hier haben sich Designerläden, coole Restaurants und Bars, Buchläden und Ateliers angesiedelt. Es ist ein Hotspot für urbane Kultur. Auch die Street Art Szene ist in Lissabon sehr präsent, mit vielen großen Wandgemälden (Murals) international bekannter Künstler, besonders im Bairro Alto, aber auch versteckt in vielen anderen Ecken der Stadt.
Lissabon ist einfach eine Stadt, die einen berührt. Sie ist nicht perfekt, manchmal etwas rau, aber voller Charakter, Geschichte und einer ansteckenden Lebensfreude. Die Mischung aus Nostalgie, den tollen Ausblicken, dem guten Essen und der entspannten Atmosphäre macht sie für mich zu einer der schönsten Städte Europas.
Kurz & Knapp – Tipps für Lissabon:
Die Lisboa Card kann sich lohnen, wenn man viel mit den Öffis fährt und Museen besucht. Die Fahrt mit der alten Tram 28E durch Alfama ist kultig, aber extrem voll – wenn, dann ganz früh morgens. Bequeme Schuhe sind das A und O – Kopfsteinpflaster und steile Hügel! Wer authentischen Fado hören will, sollte in Alfama eine kleine Bar suchen und ggf. reservieren. Und nehmt euch Zeit für die Sonnenuntergänge an den Miradouros – das ist Lissabon-Feeling pur!
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