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Marrakesch: Zwischen Farbenrausch und Gassen-Chaos

Tauche ein in das Labyrinth der Medina, entdecke lebhafte Souks und entspanne in versteckten Riads.

VonIlya Dynin
Marrakesch: Zwischen Farbenrausch und Gassen-Chaos
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Marrakesch – die "rote Stadt" Marokkos. Ein Ort, der einen sofort in eine andere Welt zieht. Laut, quirlig, voller Farben, Gerüche und Geräusche. Die Stadt ist ein faszinierender Mix aus orientalischer Tradition, geschäftigem Treiben und überraschend ruhigen Oasen hinter dicken Mauern. Ein intensives Erlebnis, das nicht nur positive Seiten hat.


Erste Schritte in der Medina: Orientierung gesucht

Nach der Ankunft ging es direkt in die Medina, die Altstadt. Wir wohnten in einem wunderschönen Riad, einem traditionellen marokkanischen Haus mit Innenhof – eine echte Oase der Ruhe. Aber kaum trat man aus der Tür, war man mitten im Gewimmel der engen, verwinkelten Gassen. Sich hier zurechtzufinden, besonders am Anfang und bei Dunkelheit, ist eine Herausforderung.

Wichtiger Hinweis: Eine Offline-Karte (z.B. Google Maps herunterladen) ist Gold wert. Vorsicht vor Einheimischen, die ungefragt "helfen" wollen, den Weg zu zeigen – das endet oft mit einer Geldforderung oder führt in einen Teppichladen.


Djemaa el Fna: Das Spektakel am Abend

Der zentrale Platz Djemaa el Fna ist das Herzstück von Marrakesch. Tagsüber ist er schon belebt mit Orangensaft-Ständen, Schlangenbeschwörern (muss man mögen...) und Henna-Malerinnen. Aber erst abends verwandelt er sich in ein riesiges Open-Air-Restaurant und einen Jahrmarkt. Unzählige Garküchen bauen ihre Stände auf, es riecht nach Gegrilltem, Gewürzen und Rauch. Gaukler, Musiker und Geschichtenerzähler treten auf. Eine unglaubliche Atmosphäre.

Die berühmten Souks mit ihren bunten Waren und engen Gassen

Allerdings: Das Essen an den Ständen auf dem Platz hat uns geschmacklich nicht überzeugt. Es sah oft besser aus, als es schmeckte. Vielleicht hatten wir Pech, aber wir fanden das Essen in Restaurants abseits des Platzes meist besser.

Tipp für den Platz: Den Sonnenuntergang von einer der Dachterrassen der umliegenden Cafés beobachten – toller Blick auf das beginnende Treiben.


Die Souks: Einkaufen, Handeln, Verlaufen

Ein Bummel durch die Souks, die riesigen Märkte in der Medina, gehört zu Marrakesch dazu. Es ist ein faszinierendes Labyrinth aus überdachten Gassen, vollgestopft mit Läden, die alles Erdenkliche verkaufen: bunte Gewürze, glänzende Lampen, Lederwaren (Taschen, Gürtel, die typischen Babouches), handgewebte Teppiche, Keramik, Schmuck...

Hier ist Handeln Pflicht! Der erste genannte Preis ist fast immer überhöht. Man sollte eine Vorstellung vom Wert haben und freundlich, aber bestimmt verhandeln. Es kann Spaß machen, ist aber manchmal auch anstrengend. Sich in den Souks zu verlaufen, ist übrigens fast garantiert – gehört aber irgendwie dazu.

Die Kehrseite: Auch hier muss man aufdringliche Verkäufer und falsche "Guides" aushalten, die einen in bestimmte Läden locken wollen. Nach Einbruch der Dunkelheit fühlten wir uns in den abgelegeneren Gassen der Souks und der Medina nicht mehr sehr wohl, zumal einige Wege dann auch verschlossen werden.


Sicherheit: Leider auch negative Erfahrungen

Wir haben Marrakesch als sehr intensiv, aber leider auch als nicht immer sicher empfunden. Abgesehen von den ständigen Versuchen, Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen (überhöhte Preise, "Hilfe" gegen Geld), hatten wir ein unangenehmes Erlebnis: Zwei Jugendliche auf einem Motorroller entrissen uns im Vorbeifahren eine kleine Tasche. Zum Glück war kaum etwas Wertvolles drin, aber der Schreck saß tief.

Sicherheitshinweise:

  • Wertsachen (Pass, viel Bargeld, teurer Schmuck) besser im Riad lassen oder sicher am Körper tragen (z.B. Geldgürtel).
  • Handtaschen und Rucksäcke gut festhalten und evtl. vor dem Körper tragen.
  • Nachts dunkle, leere Gassen meiden. Im Zweifel lieber ein offizielles kleines Taxi (Petit Taxi) nehmen.
  • Misstrauisch sein bei zu freundlichen "Helfern".

Schönheit abseits des Trubels: Paläste und Gärten

Zum Glück hat Marrakesch auch wunderschöne, ruhige Orte zu bieten, an denen man dem Trubel entfliehen kann:

  • Koutoubia-Moschee: Das beeindruckende Minarett ist das Wahrzeichen der Stadt. Als Nicht-Muslim darf man nicht hinein, aber der Anblick von außen, besonders im Abendlicht, ist schön.
  • Bahia-Palast: Ein prachtvoller Palast aus dem 19. Jahrhundert mit wunderschönen Innenhöfen, Holzschnitzereien und bunten Kacheln (Zellij). Ein Muss!
  • Jardin Majorelle: Ein traumhafter botanischer Garten, bekannt für sein intensives Kobaltblau ("Majorelle-Blau"). Eine Oase der Ruhe, einst im Besitz von Yves Saint Laurent.

Der Jardin Majorelle mit seinen charakteristischen blauen Akzenten

Wichtig: Für den Jardin Majorelle und oft auch den Bahia-Palast Tickets am besten online vorbuchen, um lange Warteschlangen zu vermeiden.


Fazit: Marrakesch – Faszination mit Nebenwirkungen

Marrakesch ist eine unglaublich faszinierende Stadt, voller Leben, Farben und orientalischer Exotik. Die Architektur ist beeindruckend, die Riads sind wunderschön, die Gärten eine Wohltat. Aber man muss sich auch auf die Hektik, das Chaos und leider auch auf die vielen Versuche, Touristen übers Ohr zu hauen, einstellen. Das Thema Sicherheit, besonders nach Einbruch der Dunkelheit in der Medina, hat unseren Eindruck leider etwas getrübt.

Positiv:

  • Die einzigartige Atmosphäre in der Medina und auf dem Djemaa el Fna.
  • Die wunderschönen Riads, Paläste und Gärten.
  • Das Eintauchen in eine andere Kultur.

Negativ:

  • Die Aufdringlichkeit und die Betrugsversuche.
  • Das Gefühl mangelnder Sicherheit, besonders nachts.
  • Die zum Teil enttäuschende Qualität des Essens an Touristen-Hotspots.

Marrakesch ist kein einfaches Reiseziel, aber definitiv ein intensives und unvergessliches Erlebnis. Man sollte sich gut vorbereiten und mit offenen Augen (und einer gesunden Portion Skepsis) durch die Stadt gehen.


Praktische Tipps für Marrakesch:

  • Beste Reisezeit: Frühling (März-Mai) oder Herbst (September-November) wegen angenehmer Temperaturen.
  • Unterkunft: Ein Riad in der Medina ist atmosphärisch, achtet aber auf gute Bewertungen und eine sichere Lage.
  • Geld: Genügend Bargeld (Dirham) mitnehmen, da Karten nicht überall akzeptiert werden. Geldwechsel in offiziellen Wechselstuben.
  • Kleidung: Respektvolle Kleidung wird geschätzt (Schultern und Knie bedeckt), besonders außerhalb der reinen Touristenzonen.

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