Travel9 min Lesezeit

Rotterdam: Wo die Zukunft schon gebaut wird

Entdecke Rotterdams beeindruckende Skyline und innovative Architektur – eine Stadt, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu erfunden hat.

VonIlya Dynin
Rotterdam: Wo die Zukunft schon gebaut wird
RotterdamNiederlandeArchitekturHafen

Rotterdam ist anders. Wer in den Niederlanden an Grachten und Giebelhäuser denkt, wird hier überrascht. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg hat sich die Stadt bewusst für einen radikal modernen Wiederaufbau entschieden. Das Ergebnis ist eine faszinierende Metropole, die heute als einer der spannendsten Orte für Architektur in Europa gilt. Futuristische Hochhäuser, kühne Brücken und viel Glas prägen das Bild – ein echter Kontrast zum traditionellen Holland.

Schon die Ankunft am Hauptbahnhof, Rotterdam Centraal, macht deutlich: Hier ist man in einer Stadt, die nach vorne blickt. Das Gebäude selbst wirkt mit seinem riesigen, pfeilförmigen Dach wie eine Skulptur aus einer anderen Zeit. Betritt man die Stadt, fallen sofort die breiten Straßen, die vielen modernen Bauten und die interessante Mischung aus alten Hafenarealen und glitzernden Wolkenkratzern auf. Das macht neugierig.

Rotterdam Centraal – Das moderne Tor zur Stadt

Ein architektonisches Highlight, an dem man kaum vorbeikommt, ist die Markthal. Diese riesige, hufeisenförmige Halle ist mehr als nur ein Markt. In den Wänden des Bogens sind Wohnungen und Restaurants integriert, und die gesamte Decke ist mit einem unglaublich farbenprächtigen Kunstwerk ausgemalt, das Früchte, Gemüse und Insekten zeigt. Innen herrscht geschäftiges Treiben an den vielen Ständen, die alles von holländischem Käse über exotische Früchte bis zu frischem Fisch anbieten. Man kann hier wunderbar herumprobieren und die Atmosphäre genießen.

Die beeindruckende Deckenmalerei in der Markthal Rotterdam

Nur ein paar Schritte weiter steht man vor einer weiteren Ikone der Rotterdamer Architektur: den Kubushäusern (Kijk-Kubus) von Piet Blom. Diese gelben, auf die Spitze gestellten Würfel sind ein echter Hingucker und ein beliebtes Fotomotiv. Es ist schwer vorstellbar, wie man in diesen schrägen Wänden wohnen kann. Eines der Häuser ist als Museum eingerichtet, sodass man sich selbst ein Bild vom Leben im Würfel machen kann – eine ziemlich surreale Erfahrung.

Die ungewöhnlichen Kubushäuser sind ein Wahrzeichen Rotterdams

Die Stadt wird von der Nieuwe Maas durchflossen, und die Erasmusbrücke, oft "Der Schwan" genannt wegen ihrer eleganten Form, ist die bekannteste Verbindung zwischen Nord- und Südteil. Die asymmetrische Schrägseilbrücke ist nicht nur technisch beeindruckend, sondern bietet auch tolle Ausblicke auf die Skyline. Besonders abends, wenn sie beleuchtet ist, wirkt sie sehr elegant.

Die elegante Erasmusbrücke überspannt die Nieuwe Maas

Rotterdam ist aber nicht nur Architektur, sondern auch Hafen. Es ist der größte Seehafen Europas, und das spürt man. Eine Hafenrundfahrt ist fast schon Pflicht, um die riesigen Dimensionen zu begreifen. Man fährt vorbei an gigantischen Containerschiffen, Kränen, Werften und Speicherhäusern. Man bekommt einen guten Eindruck davon, welche Bedeutung dieser Hafen für den Welthandel hat. Ein Relikt aus der goldenen Zeit der Passagierschifffahrt ist die SS Rotterdam, ein ehemaliges Kreuzfahrtschiff, das jetzt als Hotel und Museum im Hafen liegt und besichtigt werden kann.

Auch Kunst und Kultur kommen nicht zu kurz. Das Museum Boijmans Van Beuningen hat eine hochkarätige Sammlung alter und moderner Meister, ist aber leider oft wegen Umbaus teilweise geschlossen. Aufsehen erregt hat das dazugehörige Depot Boijmans Van Beuningen, ein komplett verspiegeltes, schüsselförmiges Gebäude, in dem das Museum seine Sammlung lagert und öffentlich zugänglich macht – auch von außen schon ein architektonisches Statement. Für zeitgenössische Kunst ist die Kunsthal eine gute Adresse mit wechselnden, oft spannenden Ausstellungen.

Kulinarisch hat Rotterdam viel zu bieten, was über traditionelle holländische Küche hinausgeht. Die Fenix Food Factory auf Katendrecht ist eine umgebaute Lagerhalle mit verschiedenen kleinen Ständen, die lokale Produkte, Craft Beer und leckeres Streetfood anbieten. Hier kann man gut Bitterballen, diese typisch niederländischen frittierten Fleischbällchen, probieren. Lebhaft geht es auch in der Witte de Withstraat zu, einer Straße voller Bars, Cafés und Restaurants mit internationalem Angebot – ein guter Ort, um den Abend ausklingen zu lassen.

Wer Rotterdam wirklich von oben sehen will, fährt auf den Euromast. Aus 185 Metern Höhe hat man einen weiten Blick über die Stadt, den Hafen und bei gutem Wetter sogar bis zur Nordsee. Für die ganz Mutigen gibt es hier auch die Möglichkeit zum Abseilen.

Rotterdam ist definitiv eine Stadt, die Eindruck hinterlässt. Sie ist vielleicht nicht so romantisch wie Amsterdam, aber dafür unglaublich dynamisch, modern und voller architektonischer Überraschungen. Die Art, wie die Stadt nach dem Krieg eine komplett neue Identität aufgebaut hat, ist faszinierend. Wer sich für Architektur, Design und urbanes Leben interessiert, wird Rotterdam spannend finden. Es ist eine Stadt im ständigen Wandel, die ihre Hafengeschichte nicht vergisst, aber den Blick klar in die Zukunft richtet.

Was nützlich war:

Am besten erkundet man Rotterdam mit dem Fahrrad – die Stadt ist dafür super ausgebaut. Eine andere tolle Möglichkeit ist der Wasserbus, um verschiedene Stadtteile und auch Orte außerhalb zu erreichen. Für Museumsbesuche kann sich die Rotterdam Welcome Card lohnen. Und die beste Reisezeit ist wohl der Frühling oder Sommer, wenn das Wetter meist angenehmer ist.


Folge mir auf Social Media